Der Historische Verein des Kantons Schaffhausen ist einer der ältesten Geschichtsvereine der Schweiz. Die Förderung der historischen Forschung und die Vermittlung der Geschichte an ein breites Publikum sind seine zentralen Anliegen.
Aktuell
Unser neues Jahresprogramm 2023/24 ist fertig und wird unseren Mitgliedern per Post zugestellt. Neben den Vorträgen gibt es auch wieder einen Tagesausflug und eine viertägige Exkursion nach Franken.
Exkursionen
Jedes Jahr bieten wir verschiedene Exkursionen zu Sehenswürdigkeiten in der Region und darüber hinaus an.
Mitgliedschaft
Als Mitglied des Historischen Vereins Schaffhausen erhalten Sie in der Regel einmal jährlich die „Schaffhauser Beiträge zur Geschichte“ und werden frühzeitig über unsere Vortragsveranstaltungen und Exkursionen informiert.
Schaffhauser Beiträge zur Geschichte
Regelmässig veröffentlicht der Historische Verein unter dem Titel Schaffhauser Beiträge zur Geschichte ein reich illustriertes Buch, das über die neuesten Forschungen und Erkenntnisse zur Geschichte unserer Region berichtet. Alle Vereinsmitglieder erhalten den Jahresband unentgeltlich.
Band 94 | 2022
Versorgt. 59 Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen im Kanton Schaffhausen
von Marlon Rusch
Durch fürsorgerische Zwangsmassnahmen der Behörden wurden in der Schweiz bis 1981 zehntausende Menschen ohne Gerichtsurteil aus ihren Familien gerissen und fremdplatziert. Auch im Kanton Schaffhausen wurden Kinder und Jugendliche versorgt: Sie wurden auf Bauernhöfe verdingt, in Pflegefamilien gegeben, in Heimen und Anstalten untergebracht oder in die psychiatrische Klinik eingewiesen.
Ein Aktenbestand im Staatsarchiv Schaffhausen gibt Einblick in die Schicksale von 59 Betroffenen. Die Dossiers enthalten einerseits behördliche Akten, die den Prozess dokumentierten, andererseits Erinnerungen der Betroffenen selbst. So ergibt sich ein differenziertes Bild, Strukturen zeichnen sich ab und mancher Abgrund tut sich auf.
Die vorliegende Auswertung enthüllt ein Zwangssystem, das erst im Zuge der 68er-Bewegung hinterfragt und abgeschafft wurde, und gibt Einblick in das Leben in den wichtigsten Schaffhauser Institutionen wie dem Waisenhaus der Stadt Schaffhausen, dem Kinderheim Löhningen oder der Anstalt Friedeck in Buch.
Marlon Rusch (* 1987) ist Historiker und Journalist. Er leitet die Redaktion der «Schaffhauser AZ» und arbeitet als freier Reporter. Seine Fallstudie entstand im Auftrag des Kantons Schaffhausen, der dem Beispiel anderer Kantone folgt und sich einem dunklen Kapitel seiner jüngeren Geschichte stellt.
Band 93 | 2021
Schaffhauser Geschichte im Fokus.
Festschrift für Hans Ulrich Wipf
Fünfzehn Autorinnen und Autoren befassen sich mit Themen und Personen aus der Schaffhauser Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte. Die zeitliche Spannweite reicht vom 15. bis ins 21. Jahrhundert. Es geht um Heiratsstrategien des Stadtadels im Spätmittelalter, Schaffhausens republikanisches Selbstverständnis zwischen Eidgenossenschaft und Reich, seine Finanzlage im Dreissigjährigen Krieg, Häusergeschichte im Licht neu ausgewerteter Quellen, die Mitarbeit der Stuckateure Höscheller und Schärer an der Ausstattung des Zürcher Rathauses und anderes mehr. Die neuere Wirtschaftsgeschichte betreffen Artikel über den Konkurs der Privatbank Zündel & Co. 1914, über vorsorgliche Massnahmen der Georg Fischer AG im Kalten Krieg und über die jüngste Kontroverse um das Archiv der Schaffhauser Kantonalbank. Mit Beiträgen von Kurt Bänteli, Franziska Eggimann, Daniel Grütter, Roland E. Hofer, Peter R. Jezler, Eduard Joos, Adrian Knoepfli, Oliver Landolt, Mandy Ranneberg, Peter Scheck, Karl Schmuki, Markus Späth-Walter, René Specht, Matthias Wipf, Mark Wüst.
Band 92 | 2020
Johann Conrad Ulmer (1519–1600).
Vollender der Reformation in Schaffhausen
1529 schloss sich Schaffhausen, gedrängt von Zürich, der Reformation an. Doch erst mit der Berufung von Johann Conrad Ulmer wurden die neuen konfessionellen Verhältnisse ab 1566 gefestigt. Als Pfarrer an der Kirche St. Johann, Dekan, Schulherr und Bibliothekar prägte Ulmer die Kirche des Stadtstaates Schaffhausen bis zu seinem Tod 1600. Als bedeutendster Schüler Melanchthons in der Eidgenossenschaft entfaltete er eine rege publizistische Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen dem zürcherischen und dem lutherischen Flügel der Reformation.
Die dreizehn Beiträge dieses Bandes, hervorgegangen aus der Tagung zu Ulmers 500. Geburtstag 2019, befassen sich mit seinem Wirken in Lohr und Schaffhausen, seiner Korrespondenz mit Bullinger, Beza und anderen Gelehrten, mit seinem Katechismus, seinen Liedertexten und Bibeldramen, mit der «Trostschrift für betrübte Herzen» und der Übersetzung einer Schrift des Kirchenvaters Theodoret. Alle Beiträge profitieren von der Neuerschliessung der «Ulmeriana», dem Nachlass des Reformators in der Stadtbibliothek Schaffhausen.
Band 91 | 2019
Sieben Aufsätze decken, zeitlich wie inhaltlich, ein breites Spektrum ab: Eingangs untersucht Fredy Meyer die Rolle Papst Leos IX. bei der Gründung des Klosters Allerheiligen 1049 und die Frömmigkeit von dessen Stifter Eberhard von Nellenburg. Mit dem romanisch-gotischen Kreuzgang des Klosters, seiner Nutzungs- und Restaurierungsgeschichte befassen sich aus denkmalpflegerischer Sicht Flurina Pescatore und Lukas Wallimann. Markus Furrer beschreibt und quantifiziert die grosse Schaffhauser Weinproduktion im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Als Rückfracht zum Salz wurde der Wein per Schiff in den Bodenseeraum exportiert. Walter Abegglen listet die Porträts von Schaffhauser Bürgern und deren Ehefrauen auf, die der hugenottische Glaubensflüchtling Daniel de Savoye 1686 malte und die entweder signiert sind oder aus stilistischen Gründen ihm zugeschrieben werden können. Hans Ulrich Wipf behandelt das Verhältnis vor ererbter Zunftzugehörigkeit und ausgeübtem Handwerk im Ancien Régime und die Konflikte, die sich daraus ergaben. Hans-Jürg Fehr legt dar, wie es zwischen den Thurgauer Gemeinden Wagenhausen und Rheinklingen und dem Kanton Schaffhausen bis ins 20. Jahrhundert zu juristischen Auseinandersetzungen um Fischereirechte kam. Stefan Gürtler schliesslich schildert die Köpenickade des Wehrmachtdeserteurs Hans Matak, der sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs zum Herrscher von Büsingen erklärte, bevor ihn beherzte Dorfbewohner gefangen nahmen und der Schaffhauser Polizei übergaben.
Band 90 | 2018
Der Hauptteil des Bandes ist der Geschichte der Schaffhauser „Arbeiterzeitung“ gewidmet, die im November 1918, unmittelbar nach dem Landesstreik, gegründet wurde. Das Blatt war erst das Organ der Sozialdemokratischen, dann der Kommunistischen und schliesslich wieder der Sozialdemokratischen Partei. In den 1990er-Jahren wurde aus der Tageszeitung, die sich seit 1969 „Schaffhauser AZ“ nennt, eine unabhängige linke Wochenzeitung. Adrian Knoepfli zeichnet die bewegte Geschichte des Blattes nach, aus dessen Redaktion bekannte Politiker wie Walter Bringolf, Georg Leu, Ernst Neukomm, Paul Harnisch oder Hans-Jürg Fehr hervorgingen, und legt dar, wie die AZ auch in Zeiten der Medienkonzentration überlebte und ihre publizistische Umabhängigkeit bewahren konnte.
Auch die weiteren Beiträge betreffen die Schaffhauser Geschichte des 20. Jahrhunderts: Hans Ulrich Wipf rekapituliert die Vorgänge um die Bundesratsersatzwahlen vom Juli 1912 und widerlegt die Legende, wonach FDP-Nationalrat Carl Spahn zugunsten seines Amts als Stadtpräsident von Schaffhausen auf eine Wahl in den Bundesrat verzichtet habe. Stefan Sigerist befasst sich mit der Geschichte der beiden letzten Schaffhauser Privatbanken und ihrem Ende in den 1960er-Jahren. Bernhard Ott geht der 68er-Bewegung in Schaffhausen nach. Dabei ergeben sich zahlreiche Querverbindungen zur Geschichte der „Schaffhauser AZ“, wo der Generationenwechsel in der SP ebenfalls zu internen Auseinandersetzungen führte.